Mein Weg zum IslamMein Weg zum Islam war weder eine Reise mit dem happy-end, noch ein ruhiger Lebensabschnitt, sondern ein harter und beschwerlicher Aufstieg mit gelegentlichen Gipfeln, die sich bis in die heutige Zeit erstrecken. Wenn mich Leute fragen, warum ich zum Islam konvertiert bin, dann versuche ich zu erklären, dass es nur durch Allahs Wille passiert ist.
Ich bin in einer traditionellen russischen Familie geboren. Ich kann nicht sagen, dass meine Familie besonders gläubig oder fromm war, aber man hielt sich an die Traditionen der russisch-orthodoxen Kirche. Ich kann mich an mein Gefühl der Neugier und Angst erinnern, als ich auf die verschiedenen Heiligenbilder schaute, die sich im Haus meiner Grossmutter befanden. Ebenso kann ich mich an den Eindruck des Etwas Unangenehmen und Anstößiges erinnern, als ich sie intensiv betrachtete um in ihren Kern vorzudringen. Zu dieser Zeit fing ich an in der Bibel zu lesen, aber nichts davon berührte mich. Ich hatte keine gefühlsmäßige Erfahrung, lediglich eine Assoziation mit den "antiken griechischen und römischen Legenden".
Meine Mutter und Tante wurden im Erwachsenenalter getauft, als sie um die 30 waren. Meine Mutter erzählte mir über ihre Gefühle als sie die Worte des Priesters vernahm: "Nun habe Teil am Christus Blut und Leib", und sie stellte sich das in Wahrheit vor und ihr wurde bei dem Gedanken schlecht, als ob sie wirklich menschliches Fleisch gegessen hätte.
Ich wurde im Alter von 13 Jahren getauft. Das war in den 80-ern, in der Zeit als das kommunistische System an seinem Ende war, und die Leute zur russischen orthodoxen Kirchen zurückfanden, zu den sgn. Historisch-russischen Wurzeln. An dem Tag, ging ich in die Kirche mit dem leeren Magen, mit meiner Mutter und der künftigen Patentante. Die Kirche war ziemlich klein, und da gab es eine Menge Leute die getauft werden wollten. Sie versammelten sich im Erdgeschoss. Der Raum war überfüllt und die Luft stickig. Die Kerzen brannten, das Weihrauch roch, die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Ich war kurz davor in Ohnmacht wegen des unerträglichen Stehens in der kirchlichen Robe, zu fallen.
Mein später spiritueller Weg, war nicht sonderlich tief, aber ich ging in die Kirche ein oder zweimal in Monat mit meiner Mutter.
Richtig für Gott habe ich mich später interessiert; zu dieser Zeit war ich bereits Student an der Uni. Es war eine Zeit des wilden, schönen und modebewußten Lebens. Ich hing in den Nachtclubs, machte Bekanntschaft mit berühmten DJ’s und wurde zum festen Inventar unzähliger Parties...
Solcher Lebenswandel verursachte Ärger mit meinen Eltern und griff meine Gesundheit an. Der Mangel an richtigen Freunden ermutigten mich, mich auf die Suche nach etwas Reinem und Spirituellem zu machen.
Ungefähr zu dieser Zeit, wendete ich mich wieder der Kirche zu. So war es mit den meisten Russen; sie suchten unglücklicherweise den Trost und Erlösung in der Kirche, nicht in Gott. Ich gab alle schlechte Gewohnheiten auf, und besuchte öfter die Kirche. Dort nahm ich Kontakt mit den Priestern und Gläubigen auf. Ich hielt mich sehr streng an die traditionellen Bräuche. Ich betete oft, war an allen Messen, ich beichtete und empfing Kommunion...
Der Gipfel meiner kirchlichen Aktivitäten war die Teilnahme an der Osterprozession im Kloster des heiligen Johannes. Die Osterzeremonie fing um 22Uhr und endete und 5Uhr mit der Beichte und Eucharistie. Dort wurde ich Zeuge eines Ereignisses, das mich tief beeindruckte und den Glauben an die Erlösung durch die orthodoxe Kirche schwer erschütterte.
Ein junges Mädchen hatte gebeichtet, und der Priester verweigerte ihr die Absolution und Kommunion durch die "heilige Gabe" – Brot und Wein. Sie war verzweifelt, flehte den Priester an, er möge ihr die Absolution erteilen, doch er blieb bei seiner Meinung. Ich war aufs Äußerste verstört durch diese Szene, und ich dachte daran, dass dieses Mädchen nie wieder einen Schritt in die Kirche wagen wird. In eine Kirche wo die Gläubigen um die Absolution anflehten, weil sie auf Gnade Gottes hofften, ihnen aber diese brutal durch einen Menschen verweigert wird, der wie die Gläubigen durch Gott erschaffen wurde.
Mich liess die Szene nicht los; ich dachte intensiv über die Rolle des Priesters, den sogenannten "Diener Gottes". Woher nimmt er sich das Anrecht zu Entscheiden, wem er die Absolution erteilt und wem nicht? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, fing ich an die Institution des Mittlers zwischen Gott und Mensch zu hinterfragen.
Bald verfiel ich in tiefe Depressionen: ich schlief nicht, ich war unruhig. Nur ein Gefühl der Sinnlosigkeit erfüllte mich; als ob meine Seele herausgenommen wurde und nur schmerzhafte Leere zurückblieb. Weder der Arzt, noch meine aufrichtigen Gebete zu Gott und zu den verschiedenen Heiligen halfen mir.
Ich versuchte den Grund zu finden, was schief gelaufen ist – Ich befolgte sehr genau alle kirchlichen Gebote und trotzdem bekam ich keinen inneren Frieden. Kurz danach habe ich aufgehört zu beten.
Nach einiger Zeit fühlte ich mich besser, aber ich war sehr weit weg vom religiösen Leben. Ich fing wieder an mit meinem sorglosen Leben, ich nahm alte Bekanntschaften und Gewohnheiten wieder auf.
Alles änderte sich schnell als ich in 1998 einen Tschetschenen kennenlernte. Er war weder besonders tugendhaft noch gottesfürchtig. Eines Tages sagte er mir. " Du bist ein schlauer Junge, du mußt aufhören dich wie ein Clown zu benehmen und du sollst Muslim werden". Ich antwortete, dass ich nicht genug wäre um mit allen Lastern aufzuhören. Aber er sagte mir, dass der Gnadenreiche Allah zehn Schritte zu dir macht, wenn du einen Schritt auf ihn zugehst, und dass wenn du zu Ihm gehend kommst, Er zu dir laufend kommt.
Dies hat mich zutiefst beeindruckt. Meine Bekanntschaft mit dem Islam fing an der Uni an, wo ich an der Vorlesungen übers Thema "Geschichte Asiens und Afrikas im Mittelalter" von T. Semenkova teilnahm. Sie war eine großartige Lehrerin, die den Mut hatte mit alten Islamvorurteilen abzubrechen und verlangte dass man dem Islam Respekt zollte.
Langsam lernte ich andere Muslime kennen, und ich spürte etwas, was mir immer fehlte - dieses Gefühl der tiefen Brüderlichkeit, wirklicher Freundschaft, Bereitschaft die Probleme und Glaubensinhalte mit anderen zu teilen. Ich zögerte nicht länger und dann sprach ich schahada - das Glaubensbekenntnis aus.
Ich war sehr überrascht zu erfahren, dass ich nicht der einzige konvertierte Russe bin. Zu diesem Zeitpunkt war das wichtig für mich, zumal all meine Verwandte, Freunde und meine Umwelt schockiert über meinen Entschluss, den sie nicht akzeptieren konnten, waren. Manche waren entsetzt, andere benahmen sich unernst. In diesen Zeiten brauchte ich die Unterstützung der Mitgläubigen: wie kamen sie zum Islam, was waren ihre Probleme und wie sie diese meisterten. Es war interessant den Unterschied zwischen den sogenannten "ethnischen" und konvertierten Muslimen, die diesen Weg absichtlich eingeschlagen haben, festzustellen.
Ich war zutiefst beeindruckt durch das Verhalten russischer Muslime und ihr religiöses Wissen. Und ich wollte es ihnen nachmachen. Ich habe aber nicht nur Kontakt mit den russischen Muslimen gehabt. Um die Richtigkeit meiner Entscheidung zu festigen, war ich bereit das Wissen über den Islam von jedem anzunehmen der es bereit gewesen ist, mit mir es zu teilen. Schließlich haben mich die Worte meiner Mutter in meinem Entschluss bekräftigt: "Wenn der Islam dich zum Besseren ändert, dann bin ich auch bereit zu konvertieren!"
Aller Lob gebührt Allah dem Gnadenreichen, der in Seiner Gnade zur Menschheit vollkommen ist, da Er ihnen Seine aufrichtige und vollkommene Religion offenbarte. Je mehr man sich mit dem Islam beschäftigt desto mehr wird einem sein göttlicher Ursprung, seine Beständigkeit und Vollendung, klar. Es gibt nichts was dich an einen seiner Glaubensinhalte zweifeln lassen würde. Alles ist einfach und klar; es gibt nur einen Gott - Allah, Schöpfer alles Existierenden, und Er alleine ist Richter über alles. Er ist zu seiner Schöpfung gnadenreich, und sie hängen von seiner Gnade und Wohltätigkeit.
Seine Gnade ist unendlich. Er läßt die Menschen nicht alleine in dieser Welt, sondern sendet ihnen Wissen und klare Unterscheidung um Seine Gesandte zu befolgen, von Adam bis Muhammad ( Allahs Friede auf Ihnen ). Sie alle haben Teile der Heiligen Botschaft vom Schöpfer zu den Menschen gebracht. Alle Gesandte ( Allahs Friede auf Ihnen ): Noah, Abraham, Moses, Jesus und Muhammad (sallallaahu `alayhi wa sallam) waren nicht Begründer verschiedener Religionen, sondern Erbauer eines einzigen Gebäudes, einer Rechtleitung und einer Religion - um nur Allah zu dienen und dies übersetzt bedeutet Islam. Muhammad (sallallaahu `alayhi wa sallam ), war der letzte Gesandte, der letzte der die Botschaft vollendet hat. Es werden keine neuen nach ihm kommen, und es ist auch nicht notwendig um ein anderes Gebäude zu errichten.
Es gibt nur einen Gott und eine göttliche Wahrheit. Es können nicht mehrere Wahrheiten existieren.
Ich bezeuge, dass nur Allah allein anbetungswürdig ist. Weder der Engel, noch Mensch oder der Sohn, oder die Tochter, oder ein Idol oder menschliche Vernunft kann Ihm gleichgestellt werden. Jeder der menschlichen Träume oder hehren Ziele, das wofür man arbeitet, lebt, liebt, atmet und was seine Taten motiviert - all das kann zu einer Gottheit werden, zu einer falschen Gottheit. Nichts aber kann Gott dem Höchsten beigesellt werden.
Allah der Gnadenreiche hat uns vor solchen Gefahren durch seine Gesandten gewarnt.
Dies ist der Grund warum man die Freiheit erlangt: als Muslim entfliehst du der Dienerschaft jeder anderen Sache. Dadurch erreichst du die vollendete Eintracht mit dir selbst, mit deiner Natur und schließlich kann man auf Seine Vergebung und seine Gnade am Jüngsten Tag hoffen.
Von Islam Yablokov ( St. Petersburg, Russland )