Mein Weg zum Islam Bismillahi-rrahmani-rrahim
Essalamu aleikum ve rahmetullahi ve berekatuhu werte Brüder und Schwestern!
Bruder Ahmed ist an mich herangetreten, und bat mich einen Bericht zu schreiben, wie ich zum Islam kam. Dieser Bitte komme ich hiermit gerne nach.
Ich bin im April des Jahres 1968 als Gernot Kreutzer in Möllbrücke bei Spittal/Drau geboren. Mein Vater ist Katholik und die Mutter Protestantin. Wie die meisten Österreicher natürlich nur am Papier, aber traditionell, dass heißt die landesüblichen "Bräuche" werden praktiziert, ohne aber zu verstehen was dahinter steht. Es wird blind vertraut, auf das was die Generationen zuvor gemacht haben. Mehr oder weniger freiwillig habe ich die "christlichen Bräuche" über mich ergehen lassen.
In der Volksschule bereits hatte ich irgendwie schon Interesse an Religion. Meine Gottesvorstellung war natürlich christlich orientiert. Aber ich kann mich gut erinnern, eine Sache war mir damals schon nicht klar: warum es so viele Statuen und Kreuze gibt? Denn wir hatten nämlich die Zehn Gebote gelernt; nicht nur die "handelsüblichen" sondern, die aus dem Alten Testament (vgl. Ex. 20,4 und Deut. 5,9). Dort steht unmissverständlich:" ... du sollst dir kein Abbild machen..."?!
Natürlich konnte mir diese Differenz niemand logisch erklären, wie viele andere Fragen. Wir wurden mit irgendwelchen "Geschichten" und "Märchen" abgespeist. Man kann sagen ich wurde bereits von klein auf in Unwissenheit erzogen. Verständlich wenn man weiß, dass sich Christen an kein Gebot in der Bibel halten, sich kein Wissen aneignen wollen und das Interesse an ihrer eigenen Religion verlieren.
Je weiter ich in der Schule hochkam, desto mehr sank auch mein Interesse. Aber während meiner Lehrzeit und der Arbeitstätigkeit war ich ständig auf der Suche. Die Seele wollte etwas Bestimmtes, doch sie bekam es nicht, noch nicht! Vieles habe ich ausprobiert, aber alles war absolut nichts wert. Gott war trotz alledem immer präsent; meiner Vorstellung nach so "Vater" typisch.
Ich muss sagen, auch mein ganzes Leben in "Unwissenheit" wusste ich schon, dass jemand sehr Grosses, Mächtiges, Führendes, Leitendes, Liebevolles, ... da sein muss. Der mich lenkt und beschützt
Im Jahre 1985 kam ein Schock, ich wurde von der Firma gekündigt. Doch noch im selben Jahr fand ich einen neuen Job. Die neue Arbeitsstelle war für meine spätere Religiosität sehr wichtig. In dieser Zeit gab es auch im Glauben eine Wende. Ich kann mich sehr gut erinnern, es war eines Nachts, wo ich Gott darum bat, dass ER mir wieder das Beten zeigen könnte. Denn ich kannte fast keines mehr.
Es kam wie es kommen musste: Ich ging in der Nachbarortschaft in die Kirche. Das Interesse wurde wieder geweckt, so wie auch das Wissen wieder gesteigert wurde. Ich fing zu ministrieren an, und arbeitete so in die Art wie ein Messdiener. Ganze fünf Jahre war ich dort tätig, dadurch kenne ich die Bräuche der Christen gut. Nebenbei machte ich ein Fernstudium im "Wiener Theologischen Kurs" (WTK). Ich machte das aber nur 27 Monate. Ich unterbrach, da es für mich zu trocken war. Also, auch hier habe ich mir großes Wissen angeeignet, vor allem in der Bibel, die ich heute noch sehr gut kenne. Ich war nur sehr knapp vor dem Priesterstudium. Neben meinem "Hobby", hab ich mich natürlich auch in der Firma hochgearbeitet. Die Chefleute waren der Religion gegenüber sehr offen. Es wurde bei der Arbeit viel über Gott gesprochen.
1998 kam es zu einem Mitarbeiterwechsel. Es kam mein späterer erster Bruder im Islam. Ich muss hier erwähnen, dass der Islam früher für mich wenig Bedeutung hatte, aber im "WTK" gab es auch Abschnitte über andere Religionen. Da interessierte mich der Islam am meisten. Der Islam war für mich eine eigenständige Religion, eine Art anderer Weg den Gott einem Teil der Menschheit aufgezeigt hat. Eine Art Stufenvorstellung, wo der Islam die höchste Stufe ist. Muhammed (s.a.w.s.) war für mich damals schon ein von Gott gesandter Prophet, wie z.B. Moses (a.s.). Diese Religion faszinierte mich so, dass ich mit meinem neuen Mitarbeiter ständig darüber redete. Ich wollte irgendwie erfahren, wie die Muslime ihre Religion praktizieren,
um zu vergleichen und Gemeinsamkeiten der beiden Religionen zu erkennen. Ich wusste bereits, dass der Gott der Christen und der Gott der Muslime ein und der selbe ist, aber der Unterschied, wie ich erst jetzt weiß, liegt im Fundament. Denn kein Christ kann erklären, wie Drei - Eins sein können!! Es gibt die utopischsten Erklärungen, die absolut unhaltbar sind. Nicht verwunderlich ist, dass ich bei einigen Fragen die mein neuer Kollege hatte stecken blieb, denn es gab und gibt Fragen, die kein Christ beantworten kann! Das Christentum kommt mir vor, wie Nebel, indem sich keiner mehr zu Recht findet. Da wir sehr viel darüber sprachen, nahm ich schon bestimmte Elemente an.
Dann kam der Ramadan 1420, wo er fastete, was mir sehr gut gefiel. Fasten war für mich nichts neues, nur diese besondere Art. Ich konnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag nicht zu essen und (!) nicht zu trinken. Ich muss sagen, das Fasten und Fasten nicht dasselbe sind. Das Fasten im Christentum ist meiner Meinung nach eher etwas Aufgezwungenes, denn die Einstellung ist eine andere! Im Christentum ist Enthaltsamkeit eher ein Fremdwort. In der heutigen Zeit ist die Gesellschaft nur mehr für den "Genuss" in allen Bereichen. Wir Muslime fasten mit einer anderen Einstellung.
Ich muss auch erwähnen, dass ich zu dieser Zeit einmal einen Traum gehabt habe: Ich träumte, dass ich den Adhan (Gebetsruf) hörte. So laut, als wäre ich unter dem Minarett. Und ich betete in der Mitte einer riesigen Gemeinschaft; deutlich vernahm ich die Schahada (Glaubensbekenntnis), die ich selbst sprach.
Weiter erwähnenswert ist, dass ich mich schon seit der Schulzeit viel mit fremden Ländern und Kulturen beschäftigte. Natürlich auch mit deren Sprachen. Ich habe verschiedene Sprachen mehr oder weniger gelernt, das Meiste davon aber wieder vergessen. Auch war Arabisch dabei, nur war mir diese Sprache damals zu schwierig. Warum ich dies erwähne? Nun, es war Arabisch - die arabische Schrift, was ich vom Islam, als erstes richtig lernte. Mein Kollege gab mir ein arabisch-bosnisches Lehrbuch. Da ich nicht bosnisch kann, hat Allah An - Nafi (der Förderer des Nützlichen) mir gezeigt, wie es geht. Daher kommt meine heutige Einstellung: Den Qur'an zu lesen, zu rezitieren, zu lernen und zu zuschreiben, absolut unfassbar faszinierend ist. Die Buchstaben zu lernen, wie einst die lateinischen.
Dies geschah alles um den Jahreswechsel 1999/2000. Ich ahnte bereits, dass etwas "großes" geschehen wird. Ich hatte bereits die Schahada vor meinem Kollegen nachgesprochen, denn es bestand für mich kein Grund es nicht zu tun! Ich war aber immer noch Christ. Doch die Wege des Allmächtigen sind wahrlich unergründbar. Denn in den ersten Tagen des Februars 2000 war ich sonntags in der Kirche; ich dachte und sagte mir, ich werde nie die "Seiten" wechseln. Doch sag niemals nie! Zwei Wochen später war ich kein Christ mehr. Ich hatte mich sehr intensiv damit beschäftigt. Die Brüder halfen mir sehr dabei, alhamdulillah (Gott sei Dank).
Es ist die Zeit gekommen, das Christentum rauszutun und den Islam zu integrieren. Da hatte ich eine schockierende Situation. Ich war bereits vom Christentum gewohnt, fünfmal am Tag zubeten. Anmerkung: Auch im Christentum ist es üblich 5 - 7 mal am Tag zubeten. Nur weiß es keiner mehr. Natürlich betet auch niemand in der von der Bibel vorgeschriebenen Form! Zum Beispiel steht, dass Abraham (a.s.) sich vor Gott niedergeworfen hat und auch Jesus (a.s.) hat sich niedergeworfen und dies seinen Jüngern aufgetragen (vgl. Genesis und die Evangelien.).
Die Form des muslimischen Gebetes musste ich erst lernen. Die Übergangszeit war irgendwie beängstigend. Aber mit der Zeit sind aus den mühevollen 17- "Fard-Raka" (Pflichtbewegungen) immer mehr geworden.
"Zakat" (Armenabgabe) stellte für mich kein Problem dar, alhamdulillah, denn gerne und mit großer Freude helfe ich armen Menschen.
1421 war mein erster Ramadan (Fastenmonat), den ich, alhamdulillah, ganz fasten konnte und durfte.
Auch das rezitieren des Qur'an klappte immer besser.
Heute nenne ich mich durch die Gnade des Allgütigen und Allbarmherzigen Muhammed "Al Fetin" - Muhammed, der Einsichtige. Dies war auch eine seltsame Begebenheit: Ich war auf der suche nach einem Namen. Mit großer Freude nahm ich als Vornamen Muhammed an, da ich nun auch den letzen Propheten Allahs, Muhammed (s.a.w.s.) als Gesandten annahm. Den Beinamen suchte ich im Wörterbuch. Ich schlug es auf, und lass in der Doppelseite. Da stolperte ich über "fetin" - einsichtig sein.
Leider, vor dem Staat Österreich habe ich noch den "alten" Namen.
Ich hoffe, dass Allah Al - Aziz (der Allmächtige) mir gewährt, dass ich mein Wissen mehre, eine gläubige Ehefrau bekomme, dass ich auf die Hadsch (Pilgerfahrt) und in den Dschihad gehen kann, inschaallah (so Gott will).
Ich muss sagen, ich habe alles Allah Al Hajju-l Qajjum (der Ewiglebende und der Durch-Sich-Selbst-Seiende) zu verdanken.
Darum sage ich, die Menschen sollten nachdenken. Warum sind sie auf der Welt? Wer hat sie geschaffen? Wo kommen sie her und wohin kehren sie zurück? Wem haben sie alles zu verdanke? Christen sollten ihr Buch, die Bibel einmal genau und mit Verstand lesen. Wir Muslime sollten an Qur'an und Sunnah festhalten.
Möge Allah Al -Hadi (der Wegweiser der Rechten) alle Wesen, die er vorbestimmt hat, rechtleiten inschaallah, Amin.
Abschließend muss ich sagen, ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand bei mir zum Meinungs- und Interessenaustausch melden würde.