Re: höhere Existenz

Abgeschickt von Roger Pfau am 19 Oktober, 2003 um 11:20:13:

Antwort auf: Re: höhere Existenz von Stefan am 18 Oktober, 2003 um 01:28:24:

ergänzend möchte ich jedoch noch auf folgende Punkte aufmerksam machen:

1) die Ablehnung eines Systems A impliziert nicht automatisch die Etablierung eines Systems nonA, da sowohl A als auch nonA zwei von vielen weiteren Wettbewerbern um den Titel "möglichst genaue Beschreibung der Wirklichkeit" sind. Wenn ich A ablehne, stehen mir neben nonA also noch andere Möglichkeiten zur Verfügung. Der monistisch-transzendente Monotheismus à la Gesetzesreligionen hat viele Konkurrenten.

2) Die Behauptung einer Existenz und das Nicht-Erwiesenhalten dieser Behauptung sind nicht symmetrisch hinsichtlich ihrer Konsequenzen.

Ein Vertreter einer Existenzbehauptung ist immer in der Bringpflicht eines genügend starken Indiziums (übrigens unabhängig von unserer spezifischen Debatte. Ein Virologe, der die Existenz eines bis dato unbekannten Virus behauptet, muß starke Evidenzkriterien erfüllen, ehe seine Behauptung in der scientific community anerkannt wird).

Das einzige, worauf Sie rekurrieren können, ist die Tatsache, daß es hinsichtlich der Gottesfrage keinen Goldstandard gibt, also keine Übereinkunft hinsichtlich einer Anzahl von Kriterien, die in ihrer gesamtheit zwischen allen am Diskurs beteiligten Personen gleichermaßen als valides Nachweisverfahren anerkannt ist.

Wenn Sie sich die teilweise heftigen Prügeleien hier im Forum anschauen, können Sie erkennen, daß genau das das Problem ist: es besteht keinerlei Übereinkunft hinsichtlich einer so elementaren Frage wie: "Was ist eigentlich ein gültiges Argument?"

Solange dies so ist - und es gibt noch nicht einmal Ansätze für einen solchen Goldstandard - befürchte ich, daß der Vertreter der "positiven" Richtung dahingehend im Nachteil bleibt, daß er in der Bringpflicht verbleibt. Ein Vertreter der negativen Richtung muß nicht wissen, oder sich gar darauf festlegen, wie es denn anders sein könnte, er muß nur plausibel machen, wieso es unwahrscheinlich oder im Extrem falsch ist, wie es der Vertreter der positiven Richtung behauptet.

Freundliche Grüße
Roger


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