Satan

Abgeschickt von Niemand am 07 Dezember, 2003 um 05:34:08:

Er trägt auch Namen wie Luzifer, Beelzebub, Herr der Fliegen, Großer Geißbock, Herr dieser Welt, Oberpriester der Hölle, Teufel und viele andere mehr, die man hier gar nicht nennen sollte. Er gehört zu den wenigen Wesen, die unter der Erde genauso wie auf ihr leben. Alle, die berechtigterweise vor seiner Macht Angst haben, beschreiben ihn als eine abstoßende Kreatur mit ziegenbockähnlichem Aussehen. Doch das stimmt vermutlich gar nicht. Als Luzifer war er der Überbringer des Lichts in Gestalt eines starken und hübschen Engels. Doch dann wurde er wegen seines Stolzes aus dem Himmel verstoßen und mußte sein Reich in der Hölle errichten. Man kann annehmen, daß er weiterhin sein hübsches Aussehen von damals behalten hat und daß die angeblichen Bocksbeine, Bockshörner und auch der Bocksschwanz nur abergläubische Hinzufügungen sind. Diejenigen, denen er in den letzten Jahren erschienen ist und denen er äußerst verlockende Angebote für ihre Seelen machte, sagen, er sähe aus wie ein gut gekleideter Geschäftsmann. Er hat große dunkle Augen, auch eine dunkle Haut, einen sauber gestutzten Bart und Schnurrbart und manikürte Fingernägel. Aus dem Rahmen fielen nur seine spitz zulaufenden Ohren und der Gebrauch eines starken Deodorants, mit dem er den schwachen, aber unmißverständlichen Geruch nach Korruption versteckt.

Er hat immer eine Brieftasche aus besonders feinem Leder bei sich. Manchmal hat sie eine rosarote Farbe wie die Haut eines im Norden lebenden Menschen, und manchmal ist sie ebenholzschwarz wie die Haut eines am Äquator lebenden Mannes. Ganz leise öffnet er den Reißverschluß aus reinem Gold, wenn er die Papiere zur Seelenübergabe zur Unterschrift herausholt. Mit tiefer, verführerischer Stimme verspricht er dann jede Art von Macht und Vergnügen auf der Erde im Austausch für die Seele eines Menschen. Er ist wirklich ein hervorragender Verkäufer, und es fällt sehr schwer, seinen scheinbar einfachen Bedingungen zu widerstehen.

Wer mit ihm eine freundschaftliche Geschäftsunterredung geführt und in der teuersten Suite des eleganten Stadthotels ein paar Drinks mit Satan genossen hat, kann sich kaum vorstellen, daß dieser wirklich nach seiner Seele verlangt. Selbst wenn er schon das Höllentor durchschritten hat, hofft er immer noch, daß sein alter Geschäftsfreund - vielleicht nach einigen weniger jovialen Bedrohungen und Warnungen - noch eine Möglichkeit finden wird, ihn in eine Ewigkeit zu entlassen, in der er im gleichen Stil leben kann, wie er ihn auf Erden gewöhnt ist.

Doch dann wird er vor Satan in seiner wahren Gestalt als König der Hölle gezerrt, und er muß erkennen, daß dieser sich sehr von seinem höflichen alten Freund unterscheidet.


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