10. Mit Tränen in den Augen
Es gibt Christen, die nicht unbedingt Kreuze oder ähnliches brauchen, um zu beten. Ein paar Schwestern und ich haben uns mehrmals den Zeugen Jehovas zum Dialog getroffen; auch sie würden keine Kreuze anbeten, haben sie uns gesagt, und außerdem lehnten sie die Praktiken der Kirche ab, da diese von der Bibel abweichen würden.
Wir haben uns getroffen, solange die Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christentum besprochen wurden; und solange die Zeugen Jehovas hauptsächlich von ihrer Religion sprechen konnten, war alles sehr harmonisch bei unseren Treffen. Beim dritten Treffen wollte ich vom Islam erzählen, aber sehr weit kam ich nicht; denn sie machten mir klar, dass sie gekommen seien, um von ihrer Religion zu erzählen.
Also sprach ich fortan nur von der Bibel und befragte die „Zeugen“ darüber, warum z.B. die Evangelien sich voneinander unterscheiden, und woher die Erzähler das Recht nähmen, es so aufzuschreiben, wie es geschrieben steht. „Der heilige Geist hätte sie inspiriert“, antworteten sie mir, „und die Verfasser haben eben unterschiedliche Inspirationen bekommen!“ Außerdem sollte ein Gläubiger nicht fragen, sondern einfach glauben.
Dies war ja nun nicht gerade überzeugend! Ich fing an, von dem überzeugenden Qur´an zu erzählen, von dem wunderbaren Wissen, das in ihm steckt, und dass die ein Zeichen seiner Vollkommenheit ist. Ich erzählte von den Offenbarungen, die Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, von dem Engel Gabriel, Allahs Friede auf ihm, empfangen hatte. Weiter kam ich leider nicht; denn die beiden Frauen hatten es auf einmal sehr eilig, zu gehen, früher als gewohnt.
Beim Abschied meinten sie, das es wohl keinen Zweck hätte, wiederzukommen; denn wir wollten uns nicht überzeugen lassen, sondern nur gegenargumentieren. Aber falls ich trotzdem noch etwas lernen möchte, dann sollte ich dieses Buch lesen, das sie mir dabei überreichten. Daraufhin wollte ich es ihnen gleichtun und ihnen ein paar kleine Bücher zum Thema Islam überreichen. Sie lehnten aber ab mit der Begründung, dass, falls sie etwas wissen wollen, sie mich nochmals anrufen würden.
Zwei Monate nach diesem Treffen standen dieselben Frauen unangemeldet vor meiner Tür, um mich zu fragen, ob ich ein Buch von ihnen kaufen möchte. Ich bat sie herein und da ich gerade Tee fertig gekocht hatte, lud ich sie dazu ein, was sie dankend annahmen.
Dieses Treffen war ein ungeplantes Zusammenkommen, von daher war die beiden Frauen ganz locker und unvoreingenommen, zumal ich ja auch diesmal alleine war. Beim Tee dann fingen wir an, ganz allgemein über Gottes Existenz zu sprechen. Ich hatte in Rage geredet über die Liebe Gottes, über die Natur, die von ihm so perfekt geschaffen ist und bin dann langsam auf die Gebote im Qur´an und in der Sunna zu sprechen gekommen. Es wurde scheinbar so interessant, dass sie mich nicht unterbrachen.
Nach einer Stunde standen die beiden von ihren Plätzen auf, mit Tränen in den Augen, und versicherten mir, dass sie dies alles nicht gewusst hätten, es aber sehr interessant wäre.
Als ich ihnen nun erneut Bücher anbot, gestanden sie mir, dass es ihnen untersagt sei, Bücher über andere Religionen zu lesen. Ich habe diese beiden Frauen nie wiedergesehen.
**fortsetzung 11. Die Überzeugungskraft des Islam
Friede sei mit euch
Lichstrahl
"Im Islam leben wir alle, unter welcher Form wir uns auch Mut machen..." (Goethe)