Weihnachtsmann

Abgeschickt von Roger Pfau am 16 Oktober, 2003 um 00:15:31:

Antwort auf: Spielregeln von Andreas (webmaster) am 15 Oktober, 2003 um 02:15:49:

wissen Sie, einem entsprechend erzogenen Kind ist der Weihnachtsmann schier unhinterfragbare Wirklichkeit. Die höchstvorstellbare, einzig wahre Autorität, Mama und Papa, hat sich explizit für seine Existenz verbürgt, und für all die vielen Eigenschaften, die sie benannt haben. Und das Kind, all seine Sehnsüchte und Wünsche finden einen Fokus, lassen sich darauf projezieren. Gut, da sind ein paar "wenns" - wenn du brav bist - aber das geht schon klar; die Bedingungen werden genant, die Bedingungen werden erfüllt.

Das geht ein paar Jahre so. Doch irgendwann fängt es an: die Beobachtungen des Kindes werden inkonsistent zur angebotenen Erklärung. Langsam erst, mächlich. Modifikationen der Theorie folgen, langsam, zögerlich, widerwillig. Aber eines Tages erfolgt ein Augenblick der Erleuchtung. Der Weihnachtsmann WAR NIE etwas anderes gewesen als ein Mann im Ganzkörperkostüm.

Das Kind ist auf immer getrennt von der Welt der Kinder, die jenes Erleuchtungserlebnis noch vor sich haben. Und keine Theorie, keine Modifikation der Theorie, kein Apell - nichts wird jemals dem Kind den Weihnachtsmann zurückbringen. Die schiere Existenzfrage hat sich erledigt, da es verstanden hat, DAß, WIE und WARUM der Weinhnachtsmann konstruiert wurde. Und selbst, wenn es sehr viel später beschließt, seine eigenen Kinder mit der gleichen Geschichte zu behelligen und mit den "wenns" zur Räson zu bringen: kein Erwachsener glaubt noch an den Weihnachtsmann.


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